Das wäre ja nichts für mich...

Das wäre ja nichts für mich...

Das wäre ja nichts für mich…

 Viele sagen, dass Reisen mit Kindern anstrengend ist. Ich schreibe diese Worte gerade vom Beifahrersitz eines alten Landrover Defenders. Meine Frau sitzt am Steuer und wir holpern durch das Hinterland Botswanas. Mir ist heiß, ich habe Hunger, kurzum, ich bin knatschig. Unsere drei Kinder sitzen auf der Rückbank und schauen sich ganz pädagogisch eine Sendung auf ihrem alten zerbeulten Tablet an. Sie lachen, sie machen Pausen und reden über ihre Folge und sind insgesamt so entspannt wie ich es mir für mich wünschen würde.

 Schnitt. Am selben Abend:

 Ich sitze in einem bequemen Stuhl und mir wurde gerade ein eiskaltes Bier gebracht. Wir sind an einem der unglaublichsten Orte, an denen ich je war, dem Camping Platz Elephant Sands. Ein Zeltplatz, der um ein Wasserloch für Elefanten gebaut wurde. Die riesigen Dickhäuter trinken und baden sich wenige Meter von uns entfernt. Es wäre surreal friedlich, wenn nicht Finn, unser Jüngster, seine Schwester Ella terrorisieren würde. Es gibt Geschrei, Streit, das Übliche.

Familie sitzt in Botswana vor einem Wasserloch aus dem Elefanten trinken

 Ich glaube, was ich damit sagen will ist, dass nicht das Reisen mit Kindern anstrengend ist, sondern, dass einfach Kinder zu haben anstrengend sein kann. Auch zuhause. Gleichzeitig sind Kinder natürlich wunderbar. Lustig, scharfsinnig, liebevoll und eine Freude um sich zu haben. Aber manchmal auch echt anstrengend. Bei aller Liebe.

 Wenn einem das Reisen hingegen gefällt, macht es eigentlich keinen großen Unterschied, ob man mit Kindern zu Hause bleibt, oder unterwegs ist. Meine Frau Stephi und ich haben uns über das Reisen kennengelernt. Sie hatte gerade eine Reise durch Chile hinter sich, ich eine durch Ecuador. Das erste Gesprächsthema ergab sich also schnell. Bald reisten wir gemeinsam durch die Welt. Mexiko und Zentralamerika im Auto. Mit Bus und Bahn durch Süd-Ost-Asien. Wandern in Nepal. Im Zug durch Indien. Dann wurde unsere Tochter Maya geboren, unser erstes Kind.

 Für uns war klar, dass wir weiter Reisen würden. Wir waren uns nur nicht ganz sicher wie. Also kauften wir uns günstig unser Oldtimer Wohnmobil B-OB und nutzten die Elternzeit für eine Reise durch Italien und Griechenland.

Wunderschönes altes Wohnmobil namens B-OB geschmückt am Strand von Griechenland mit Kinderwagen vor der Tür.

Es war eine recht anstrengende Reise. Vor allem wegen unseres Babies an Bord. Gleichzeitig war es eine der schönsten Reisen, die wir je gemacht haben. Auch wegen unseres Babies an Bord. Die anstrengenden Teile des Reisens mit Kindern sind das Geschrei, das Windelwechseln, schlaflose Nächte, … also all die Teile des Elterndaseins, die auch in der bekannten Umgebung zu Hause mürbe machen.

Baby steht am Fenster des Wohnmobil mit Blick auf das Meer. Es hat einen wunderbaren Blick auf das Meer.

Wir merkten, dass das Reisen mit Kindern uns mindestens so gut gefiel wie das Reisen ohne Kinder. Wir wurden immer entspannter. Viele Windeln mit auf Reisen schleppen? Völlig unnötig. Kinder, und somit auch Windeln, gibt es auf der ganzen Welt. Sogar in der Wüste Gobi mitten in der Mongolei. Schwierigkeiten mit Schlafgelegenheiten für kleine Kinder? Es gibt aufblasbare Rausfallschutze, mit denen man jedes Bett in ein ziemlich sicheres Kinderbett verwandeln kann. Mit der Zeit wurden wir also immer mutiger was unsere Reisen anging. Wir nahmen Maya mit etwas über einem Jahr mit nach Sri Lanka (übrigens ein tolles Land zum Reisen mit Kindern – kinderfreundliche Menschen, sehr sicher).

Ben zieht Maya in Sri Lanka ihren Reiserucksack an.

 Dann als Ella, unsere zweite Tochter geboren wurde, nutzten wir die Elternzeit für eine längere Rucksackreise. Wir reisten für ein halbes Jahr durch Argentinien, Bolivien, Chile, Uruguay und Jamaika.

Maya, Stephi, Ella und Ben sitzen bei Ushuaia, Argentinien am Wasser und schauen auf eine Lagune. Im Hintergrund sind schneebedeckte Berge zu sehen.

 Wieder war es eine wunderschöne, furchtbar anstrengende Reise. Wunderschön weil wir mit unserer dreijährigen Maya und unserem Baby Ella Südamerika entdeckten, anstrengend weil wir all die Dinge erledigen mussten, die man mit Kindern so erledigen muss. Wieder konnte die Reise wenig dafür. Im Gegenteil, es war etwas Besonderes nicht bei einem Tukan kurz stehen zu bleiben, zu denken „Ach, toll, ein Tukan“, und weiterzugehen, sondern die Begeisterung Mayas zu erleben und die kleinen Wunder der Welt durch ihre Kinderaugen zu erleben.

Maya und Stephi bestaunen einen Tukan aus nächster Nähe im Vogelpark bei Iguazu, Argentinien.

 Ein weiterer Faktor der Leute vom Reisen mit ihren Kindern abhält, ist die Sicherheit. „Was wenn etwas passiert?!?“ Klar. Es kann immer alles passieren. Und einen ganz schlimmen Unfall hat man wohl, wenn man ihn denn haben muss, lieber in Deutschland oder Nordeuropa als in der Mongolei, Mitten im Nirgendwo. In der Regel jedoch lässt sich so ziemlich jedes Problem unterwegs lösen.

 Als unser jüngstes Kind, unser Sohn Finn, drei Monate alt war packten wir unsere Kinder ein und machten mit ihnen eine Weltreise. Wir mieteten erst ein Wohnmobil in den USA und fuhren von Südkalifornien bis nach Seattle an der kanadischen Grenze.

Ben und Ella wandern im Zion Canyon in Utah, USA.

Nach einer Woche in Vancouver Island reisten wir weiter nach Japan und China und dann mit der Transsibirischen Eisenbahn via der Mongolei nach Russland bis Moskau. Da wir beim dritten Kind schon etwas erfahrenere Eltern waren, war die Reise, was die Kinder anging, recht entspannt. Trotzdem hatten wir den ein oder anderen Schreckmoment.

 Einer der sicher größeren war als Maya in den USA kopfüber aus der Alkove unseres gemieteten Wohnmobiles fiel und sich die Schulter brach. Wir standen mitten im Death Valley, weit ab von der Straße. Im ersten Moment waren wir uns nicht sicher, ob sie auf den Nacken oder die Schulter gestürzt war.

Ben spielt mit Ella im Sand vom Death Valley in den USA.

 Bei allem Schrecken hatten wir innerhalb einer halben Stunde eine qualifizierte Sanitäterin gefunden. Zwei Stunden später saß Maya geröntgt und verbunden wieder bei uns im Wohnmobil. Diagnose glatter Schulterbruch. Blöd und schmerzhaft, aber immerhin schnell verheilt. Und es hätte auch in Deutschland passieren können.

 Auch als Ella und ich mit recht schwerer Magen-Darm-Erkrankung in der transsibirischen Eisenbahn nach Ulan Bataar in der Mongolei reisten, fanden wir innerhalb kürzester Zeit ein hochmodernes Krankenhaus. Nach einer Runde Antibiotika waren wir bereit für die Reise in die Wüste Gobi.

Ella steht an der Tür einer Jurte in der Wüste Gobi in der Mongolei und schaut auf vorbeiziehende Kamele.

 

 All diese Erlebnisse haben uns noch weiter beruhigt. Wir haben gesehen, dass, egal wo wir auf der Welt sind, wir finden qualifizierte Hilfe und Unterstützung für unsere kranken Kinder.

 Vermutlich haben die meisten Leute, die gerne reisen für sich schon gemerkt, dass Kinder auf Reisen nicht eine Hürde, sondern vor allem eine Bereicherung sind. Für uns war es zumindest eine schöne Erkenntnis zu merken, dass wir mit Kindern nicht auf eine unserer größten Leidenschaften, das Reisen, verzichten müssen.

Stephi wandert mit Maya und Ella über eine Insel in der Salar de Uyuni in Bolivien. Maya testet wie pieksig Kakteen sind.

 Aktuell haben wir uns selbstständig gemacht und betreiben einen kleinen Verlag für Kinderbücher. Wir möchten mit unseren Büchern die Welt ins Kinderzimmer bringen. Unsere Vision ist es, Kindern zeigen, was für ein wunderbares Erlebnis es ist fremde Länder, Menschen und Kulturen kennenzulernen.

 Nun sitze ich hier wieder neben den Elefanten. Die Kinder spielen schön und ich genieße die Arbeit im Freien mit den inspirativen Blicken zur trinkenden Elefantenherde. Unser nächstes Buch soll ein Abenteuer in Botswana werden. Unsere Kinder werden wieder Testhörer und ich werde ihnen mit großem Vergnügen zuhören wenn sie mir nach jedem geschriebenen Kapitel ihr Feedback zur Geschichte geben.

 Auch wenn das Reisen mit Kindern anstrengend sein kann, für mich ist es genau das richtige.

 

Ben Wallenborn ist Autor der "B-OB Coddiwomple und die Weltenbummler Kids" Buchreihe. Er und seine Frau Stephi wollen mit ihren Büchern und ihren Mitreise-Stories auf Instagram die Welt in alle Kinderzimmer bringen. Die "B-OB Coddiwomple" Bücher und interessantes Reisezubehör für Kinder findet Ihr hierUm Stephis Mitreise-Stories zu sehen folgt gerne @weltenbummlerkids auf Instagram.

Banner zu den B-OB Coddiwomple und die Weltenbummler Kids Büchern.

 

 

2 Kommentare

So toll geschrieben – wie alles von Ben.
Wie wärs mal mit einem Buch für Erwachsene über eure Abenteuer?
Bis dahin lese ich die B-OB Bücher mit meinem Sohn und reise virtuell mit euch bis es für uns bald wieder los geht.
Lg aus Österreich

Astrid

So so toll geschrieben! Ihr lebt meinen Traum😊 leider teilt mein Mann diese Abenteuerlust nicht im gleichen Maße wie ich bzw. ist er nicht bereit, sein Leben hier aufzugeben und so beschränkt sich unser Reiseleben auf die Ferien. Aber immerhin lässt er mich alleine ziehen (war ähnlich wie ihr vor meinen Kindern allein in Südamerika). Und so kam es, dass ich Anfang des Jahres “allein” mit 3 Monate altem Baby und 2 Jahre und 3 Monate alter Tochter nach Südafrika bin und bald mit den beiden durch Portugal ziehe. Wie viele ihn dafür verurteilt haben, mir zu erlauben, allein mit den Kindern so weit weg zu fliegen (brauchte wegen der geteilten Sorge sein Einverständnis) und ich bin so froh, dass er sich nicht quergestellt hat. Nun geht’s in den Weihnachtsferien wieder dort hin, weil es einfach so schön war – dieses Mal dann endlich mit ihm🥰

Eure Bücher hatte ich tatsächlich schon bei Amazon gefunden, bevor ich auf euer Instagram Profil stieß. Freue mich schon, wenn meine Kinder alt genug sind, um sie ihnen vorzulesen😊 drücke euch alle Daumen der Welt, dass ihr es mit eurem Verlag schafft.

LG

Tanita

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